Mit 38 Teilnehmer ging es am 5.Juni 2018 mit dem Bus auf eine Lehrfahrt in die nähere Heimat: in das Kaiserstühler Einzugsgebiet unserer Genossenschaft EGRO mit dem Hauptthema Kirschen und deren Vermarktung.
Als erste Station wurde der Betrieb Stefan Gampp in Tunsel angefahren, der an der Straße nach Schlatt in eine 5 ha große Tunnelanlage für Tafelkirschen als ein neues Standbein investiert hat. Der junge, sehr dynamische Betriebsleiter, ein ausgebildeter Gärtnermeister, stellte sehr offen seinen Betrieb vor. Die Kirschenernte war gerade fertig, die Folien wurden abgenommen. Mit den Ernteergebnissen war er nicht zufrieden, denn fast alle Sorten hatten einen sehr geringen Ertrag. Warum, ist ihm und anderen Fachbesuchern ein Rätsel, denn die Nährstoffversorgung und der Wasserhaushalt sollen optimal gewesen sein und seine Frau als Imkerin hat sehr viele Bienenvölker aufgestellt. Die Bäume sind fast alle aus Italien und relativ neue Sweet- Sorten. Sein Betriebsberater hat auch keinen Rat. Auffallend war, dass die Bäume sehr langes und grünes Holz hatten und die 2-jährigen Triebe kein Fruchtholz angesetzt hatten. Die Tunneltechnologie ist sehr neu und man steht am Anfang. Die Investition lag bei 0,5Mio €. Erfahrungen aus Italien und den Niederlanden lassen sich nicht 1:1 übertragen. Der Aufwand für das Foliendach und die Klimaregulation im Tunnel, ist sehr hoch und verlangt Fingerspitzengefühl. Allgemein bekannt ist auch, dass Bienen nicht gerne im Tunnel fliegen. Alte „Kirschenpraktiker“ wissen, dass der beste Ertrag bei wechselhaftem Blühwetter und nicht unbedingt bei Schönwetter entsteht. Wenn sich keine Besserung einstellt wir die Kultur gerodet.
Weitere Standbeine sind Gemüse 120ha, Kohlrabi 50 ha, Kürbisse 150 ha. In dieser Kultur ist er Pionier und Marktführer in Deutschland. Die Vermarktung läuft nicht über die EGRO und er ist dort nicht Mitglied. Geliefert wird an alle gängigen Einzelhändler. Kontakte und Beratung sind jedoch sehr willkommen.
Im Lehr- und Versuchsgarten Opfingen erwartete uns die Leiterin und Beraterin Frau Lapcik. Sie stellte uns den Betrieb, seine Aufgaben und Ziele vor. Danach ging es durch die Kulturen die alle einen sehr guten Behang hatten. Als Versuch steht selten eine ganze Reihe, sonst max. 5 Bäume. Die Tafelkirschen wurden erst vor kurzem geschnitten, die Bäume sehen mit dem vollen Behang wie gerupfte Hühner aus, dürfte der Fruchtgröße nicht helfen. Als neue gute Sorte kann Lorenz und eine noch ohne Namen empfohlen werden. Ausdünnung bei Kirschen wird nicht versucht, obwohl es gerade in diesem Jahr für die Betriebe eine Hilfe wäre. Die Ernte wird weitestgehend im Direktvertrieb im Landratsamt Freiburg verkauft.
Dann war Mittagspause in der Griestalstraußi, gelegen im Griestal, am Radweg Tuniberg, gegenüber des Lehrgartens. Es werden fast nur ausschließlich Eigenerzeugnisse angeboten.
Um einen Ein- und Überblick zu bekommen über das was unsere Genossenschaft macht und an Anlagen bereithält, wurde Oberrottweil angesteuert. Vor der EGRO wurden wir bereits vom Anbauberater und Qualitätsbeauftragten Hubert Schneider erwartet. In einem Rundgang bekamen wir die Abläufe und die verschiedenen Kühllager gezeigt. Wichtig sind die Schnellkühlräume für die Warenannahme. Im Moment werden noch Erdbeeren, Spargel, aber auch schon im vollen Umfang Tafelkirschen und Sauerkirschen (neu) angeliefert. Erwartet werden in Kürze Industriekirschen und die ersten Zwetschgen. In der Sortierhalle stehen Abfüll- und Folieranlagen für Spargel, Zwetschgen und Kirschen. Diese lassen sich jedoch nur einschweißen, wenn sie vereinzelt sind, d.h. nur möglich für Anlieferer, die Sortieranlagen haben mit Stieltrenner. Die neue Kernobstsortieranlage, von der EU gefördert, steht in Efringen – Kirchen. Es ist beeindruckend was an Platz und Energie benötigt wird um die Ware schnell, gesund und verlustarm zum Kunden zu bringen.
Weiter ging es nach Königschaffhausen – Endingen zum Betrieb Michael Schmidt, der auf 30 ha Kirschen, Birnen und Äpfel anbaut. Dazu gehören noch Reben. Für das Kernobst hat der Betrieb eine Sortieranlage. Zu kämpfen hat der Betrieb mit Feuerbrand, da einige benachbarte Obstbaubetriebe das Augenmerk auf den Weinbau haben und das Obst nur mitläuft, somit der Pflanzenschutz nicht durchgängig gemacht wird. Der profunde Betriebsleiter sieht keinen Bedarf an weiteren neuen Kirschensorten. Besser wäre, wenn die Beratung sich intensiv um die vorhandenen, bewährten Sorten kümmern würde. Die Anlagen werden nicht geschützt, da dies zu teuer ist und der Großmarktpreis dies nicht deckt und es in seiner Gegend relativ selten Unwetter gibt. Die meisten Tafelkirschen werden nicht über die Genossenschaft vermarktet. Als Nachfolger steht der Sohn, ein junger Agraringenieur, vor dem Einstieg.
Zurück in Königschaffhausen, dem Kirschendorf vom Kaiserstuhl, durften wir Kaffee und Eis in der Eismanufaktur im Gasthaus Stube genießen.
Den Abschluss bildete der Besuch beim „Nusspapst“ in Leiselheim. Der Seniorchef Herr Schott ist ein weltweit anerkannter und gefragter Fachmann für Nussbäume. Er soll (hat) das Wissen haben für eine sichere Veredelung. Seine Baumschule bedient ganz Europa mit Pflanzmaterial für Tafelnüsse, Wald- Nussholzbäume und auch Haselnüsse, die er für die maschinelle Ernte mit Stamm züchtet und in Versuchsanlagen zu sehen waren. Eine Wirtschaftlichkeit soll gegeben sein. Er ist überzeugt von den deutschen Nüssen, die beste Qualität als Frucht und auch Öl haben. Sein Vortrag wollte nicht enden. Sein Wissen kann Tage unterhaltend sein. Der Betrieb hat auch eine Ölpresse auf den Kundenchargen gepresst werden und wird vom Sohn, der sein Studium vor kurzem abgeschlossen hat, in 3. Generation geführt.
Gert Willmann bedankte sich nach einer kurzen Rückschau bei Organisator und Obstbauberater Klaus Nasilowski.