BIO – Steinobstanbau nicht möglich – Forscher und Praktiker berichten über den BIO-Anbau und den Aprikosenanbau am überregionalen Steinobsttag in Blansingen

Weitere Themen beim Markgräfler Steinobsttag 2020 in Blansingen waren Neue Schädlinge und der Pflanzenschutz im Obstanbau sowie der biologische Steinobstanbau und der Anbau von Aprikosen.

Für die von der Obstbauberatungsstelle des Landratsamt Lörrach und dem Kreisobst- und Gartenbauverband Lörrach e.V. organisierte, jährlich stattfindende Veranstaltung, interessierten sich auch 2020 wieder eine große Anzahl Obstbauern und deren Berater aus der ganzen Südwestecke von Baden-Württemberg.

Die Begrüßung der Teilnehmer nutzte der 1. Vorsitzende vom Kreisobst-und Gartenbauverband Lörrach e.V Gert Willmann zum Aufruf zur Mitarbeit und Zusammenhalt in den Verbänden. Im Moment besonders wichtig ist die Unterstützung der Aktionen rund um den Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen“ und des LsV. Herr Klaus Nasilowski von der Obstbauberatungsstelle des Landratsamt Lörrach übernahm die Leitung des Tages und ehrte auch den nun in die Rente gewechselten Obstbauberater der EGRO Hubert Schneider für sein Einstehen für den Obstbau.

Das Verlangen nach BIO-Ware ist gerade durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in den Fokus gerückt sodass die Organisatoren namhafte und international anerkannte Fachleute eingeladen haben, um aufzuzeigen, was heute der Stand der Dinge und möglich ist.
Durch Herrn Matthias Bernhardt vom Landratsamt Ortenaukreis und Frau Elke Zabaschus von der regionalen Beratungsstelle des Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald wurde der aktuelle rechtliche Stand im integrierten Anbau Pflanzenschutz eingehend behandelt sowie Möglichkeiten im Pflanzenschutz aufgezeigt. Viele gegen Unkraut und gegen Schädlinge wirksame Mittel sind bereits weggefallen oder fallen künftig weg. Darunter sind bewährte Mittel, die zum Beispiel Blattläuse, den Pflaumenwickler, der im Markgräflerland große Probleme bereitet, oder die Sägewespe bekämpfen, gelistet.
Frau Barbara Pfeiffer von der LVWO aus Weinsberg, die sich mit ihrem Team schon länger mit dem Pflanzenschutz im Bioanbau intensiv befasst, berichtete umfassend über die riesige und sehr zeitintensive Forschungsarbeit. Sie ist oft im Grundgedanken und im Labor verheißungsvoll, jedoch in der Praxis und im Freiland sehr ernüchternd. Ihr Fazit: „Wir haben noch keine wirksamen Mittel, die für einen auskömmlichen Anbau geeignet sind. Darüber hinaus wird ein sehr hohes Fachwissen und sehr viel Handarbeit erforderlich werden und die Verbraucher müssen eine geringere Qualität und höhere Preise akzeptieren. Wir haben noch kein geeignetes Pflanzmaterial das den Anforderungen genügt“. Erhältliche Bio-Insektizide in Europa werden in Deutschland nicht in die Prüfung einbezogen. Zur Forschung werden nur pflanzliche Extrakte herangezogen.

Das sich der Blick über den eigenen Tellerrand bzw. hier über den Rhein durchaus lohnen kann, zeigten die Beiträge der Gastredner aus der benachbarten Schweiz. Herr Andreas Häseli – von der eidgenossenschaftlichen Forschungsanstalt für den BIO –Anbau FIBL – berichtete engagiert über deren Wissen. Er zeigte Möglichkeiten auf, wie BIO – Steinobst produziert und vermarktet werden kann. In der Schweiz arbeitet man auf andern Grundlagen und Zielen als in Deutschland. Sein Fazit:“ Der Unternehmer muss risikobereit sein, ein hohes Fachwissen haben, geeignete Sorten haben, bereit zu viel Handarbeit sein und ein Markt zu Verfügung haben, der den erforderlichen Preis annimmt, der bei ca. 7,30€/kg Kirschen liegt.“ Ein Totalverlust der Ernte ist immer möglich. Minimeren lässt sich das Risiko im Tafelkirschenanbau mit Großtunnel, was ein größtmögliches fernhalten von Schädlingen ermöglicht.
Ebenfalls aus der Schweiz berichtete Herr Thomas Kininger vom KOB Bavendorf als Berater und Praktiker sowie Herr Daniel Schnegg als Praktiker vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Liebegg aus dem Kanton Aargau über den Aprikosenanbau der dort weiter im Aufwind ist. Beide sagten, dass eine gesicherte Produktion derzeit nur im geschützten Anbau, also im Tunnel möglich ist. Vom Betriebsleiter wird wie im BIO-Anbau höchstes Können verlangt. Ein Auskommen soll nur mit der Direktvermarktung möglich sein.

GW